Ein Kommentar zum neuesten Dokument des Dikasteriums für die Glaubenslehre "Fiducia supplicans" über die Segnungen von Paaren in irregulären, objektiv sündhaften Verhältnissen.
Ich habe nachgedacht. Bereits zeichnet sich die Uneinigkeit ab in der Art und Weise, wie das neue Dokument «Fiducia supplicans» eingeordnet und umgesetzt wird. Die Palette reicht von der wohlwollenden Interpretation des «Neuen Anfangs» über die permissive Stellungnahme Bätzings bis zum gänzlichen Verbot solcher Segnungen in der Erzdiözese von Astana. Letzteres kommt einer Kassierung des neuen Dokumentes des Dikasteriums für die Glaubenslehre gleich, weil man in Astana in «Fiducia supplicans» einen Bruch mit der beständigen Lehre der Kirche und mit ihrer bisherigen, zweittausendjährigen pastoralen Praxis sieht bzw. weil man objektiv sündige Verhältnisse nicht segnen will noch kann.
Einzelpersonen durften immer gesegnet werden, wenn ihre innere Disposition entsprechend war. Da gemäss «Fiducia supplicans» homosexuelle Verbindungen oder Konkubinate (sog. irreguläre Beziehungen) liturgisch nicht gesegnet werden können, um sie nicht mit der Ehe zu verwechseln oder in Bezug auf ihre unveränderten Bewertung keine Verwirrung zu stiften, dürften logischerweise solche Paare überhaupt nicht gesegnet werden, auch nicht mit einer Art heruntergestuftem Segen nach «erweitertem Verständnis». Man kann nicht ein Paar segnen, aber nicht ihre Verbindung, ein Paar segnen, aber nicht ihre objektiv sündhafte Lebensweise «konvalidieren» (vgl. FS), wie das versucht wird. Das sind Klimmzüge, die in der Praxis nie aufgehen. Das Gegenteil wird der Fall sein. Die Presse hat die entsprechenden fetten Titel bereits hinausgeblasen. Sie zeigen, wie die Sache an der Basis ankommt.
Das sog. Lehramt des Franziskus, das als etwas Neues und noch nie Dagewesenes im Gegensatz zur Tradition vorgestellt wird, ist eine unsinnige begriffliche Neuschöpfung von Kard. Fernandez, denn Päpste sind wie die Bischöfe Hüter der Lehre der Kirche und ihrer ungebrochenen Tradition. Wahrheiten sind eben ewig und ändern sich nicht mit dem Zeitgeist. Anders herum: Päpste und Bischöfe bringen nichts Eigenes, sondern legen den beständigen Glauben der Kirche aus auf der Linie der Tradition, ohne mit ihr zu brechen. Es bleibt also dabei, dass eine sündige Praxis und Verbindung nicht gesegnet werden kann, weil sie der Schöpfungsordnung bzw. dem Willen Gottes widerspricht und in einem solchen Fall der Segen weder fruchtbar gespendet noch empfangen werden kann (vgl. die Begründung im Responsum ad dubium der Kongregation für die Glaubenslehre über die Segnung von Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts aus dem Jahr 2021 unter Kard. Ladaria). Das hat die Kirche immer so gelehrt. Segnungen ohne die rechte innere Disposition des Spenders und des Empfängers sind wirkungslos, weil Segnungen nicht ex opere operato wirken wie die Sakramente. Sie sind Sakramentalien. Diesbezüglich gibt es kein neues, erweitertes Verständnis, nur falsche Behauptungen. Im bisherigen Verständnis gibt es keinen Segen erster (liturgisch) und zweiter Klasse (spontan) durch die Priester. Ist die rechte innere Disposition in unserem Kontext aber gegeben, versuchen diese Personen umzukehren, eine objektiv sündige Praxis (Konkubinat und sexuelle Interaktion) aufzugeben und zu korrigieren. Dazu können sie den Segen empfangen für das Wachstum in der Gnade und für das Gelingen ihrer moralischen Anstrengungen und ihrer nächsten Schritte in die gute Richtung, aber nicht als Paar wegen der Missverständlichkeit und Unmöglichkeit eines solchen Segens. «Der HERR schenke Dir rechte Einsicht, bestärke Dich im Guten und festige Dich in Deiner Entscheidung, Seine Gebote zu halten. Er begleite Dich in Deiner Umkehr mit Seiner Gnade!» Alles, was über das Gesagte hinausgeht, ist Sophistik und hält nicht an der Lehre der Kirche fest, sondern unterspült sie. Es geht hier um Theologie, nicht um Psychologie. Die Kirche kann sich durch die Zeiten nicht selbst widersprechen, sondern wächst im Verständnis der Offenbarung. Die negative Bewertung der Homosexualität gehört zur letzteren.
Und noch etwas: Jedes Handeln ist theoriegetränkt. Orthodoxie und Orthopraxie dürfen deshalb zueinander nicht in eine gegensätzliche bzw. widersprüchliche Position gebracht werden, wie man das seit dem Konzil und in diesem Pontifikat ständig tut. Als ob ein Widerspruch zur Lehre in der pastoralen Praxis (2 plus 2 gleich 5) gerechtfertigt, ja sogar geboten wäre, weil die (Lebens-) Wirklichkeit angeblich über der Idee (Lehre) stünde (ein unsinniges Prinzip, denn Ideen verändern die Wirklichkeit, übersetzen sich ins Handeln, haben sich oft als revolutionär erwiesen, indem sie die sog. Lebenswirklichkeit umstürzten; Ideen gehören zur Wirklichkeit und sind höchst wirksam in der Praxis; kein Handeln ohne Theorie). Orthodoxie und Orthopraxie sind deckungsgleich oder sie verdienen den Namen nicht. Sie heben sich nicht gegenseitig auf. Wo sie letzteres tun, sind wir bei der Häresie und Spaltung der Kirche angekommen, bei ihrer Selbstauflösung durch die Praxis. Das ist keine Reform und auch kein Segen.
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