Die Geburt des Sohnes Gottes wird uns von den Engeln als eine „grosse Freude“ verkündet (vgl. Lk 2,10), eine Freude, welche die Welt nicht geben kann, aber alle in ihr suchen (vgl. Kaufrausch). Jesus spricht von dieser Freude in den Abschiedsreden. Er betet dort, damit seine Freude in uns vollkommen werde (vgl. Joh 15,11). Er ist dazu in die Welt gekommen, uns eine vollkommene Freude zu machen. „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“ Joh 1,9. Das wäre nicht so erstaunlich, wenn es nicht Gott selbst wäre, der hier kommt: Gott, den niemand fassen kann. Er wird fassbar, anfassbar. Er kommt uns greifbar nahe, uns, die wir „in der Ferne“ (vgl. Apg 2,39) waren. Manchem tritt er dabei vielleicht zu nahe (vgl. Lk 2,34). Erstaunlich! Philosophen erheben Einspruch: Es sei nicht möglich, dass das Absolute sich ins Geschöpfliche übersetzen könne, ohne aufzuhören, absolut zu sein: irrtumsfrei, göttlich, transzendent (alles übersteigend, vor allem unsern Verstand und unsere Sprache). Menschliches (hier jüdisches) Reden und Denken könne nicht beanspruchen, für die ganze Welt normativ zu sein. Es gibt doch auch Buddha, Konfuzius, Laotse, Platon, Sokrates, Mohammed und andere? Sind diese nicht ebenso gut oder sogar besser als der einfache Mensch Jesus von Nazareth, der nicht einmal ein Buch, ein Werk, hinterlassen hat wie grosse Künstler und Philosophen, Schriftsteller und Intellektuelle? Diese Frage kam schon damals auf: „Aus Nazareth? Kann von dort etwas Gutes kommen?“ Joh 1,46. Seine Einzigartigkeit liegt offensichtlich auf einer anderen Ebene: in seinem Ursprung und Wesen, im Faktum, dass er der Sohn Gottes ist. „Verbum caro factum est.“ Der menschgewordene Gott, wurde ein „factum“, wörtlich: eine Tatsache, eine Liebestat. Warum? Vielleicht, damit wir Ihn anfassen und dadurch leichter lieben können? Martha bekennt: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“ Joh 11,27. Jesus hat sich darüber gefreut, dass Er erkannt und angenommen wurde (vgl. Mt 11,25).
Dieser Augenblick der Evidenz kam für Blaise Pascal an einem Abend im November 1654. Da hat er IHN erkannt. Pascal hält in seinem berühmt gewordenen Mémorial fest:
Feuer,
„Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs“,
nicht der Philosophen und Gelehrten.
Gewissheit. Gewissheit. Empfindung. Freude. Friede.
Gott Jesu Christi.
Deum meum et Deum vestrum.[1]
„Dein Gott soll mein Gott sein.“[2]
Vergessen der Welt und aller Dinge, ausgenommen Gott.
Er wird nur auf den Wegen gefunden, die im Evangelium gelehrt sind.
Grösse der menschlichen Seele.
„Gerechter Vater, die Welt hat Dich nicht erkannt, aber ich habe Dich erkannt.“[3]
Freude, Freude, Freude, Tränen der Freude....“
Bei Gott ist nichts unmöglich, hat der Engel gesagt (vgl. Lk 1,37). Möglich also auch, dass Er Mensch wird? Wir glauben es. Vielleicht erweist sich Gott gerade darin als absolut. Absolut sein heisst doch auch über alle Möglichkeiten zu verfügen und durch keine Unmöglichkeit begrenzt zu sein. Er kann also auch Mensch werden, wenn er es will. Eine Ahnung davon begegnet uns schon im Mythos. Oder können wir entscheiden, was Gott vermag oder nicht vermag? Müsste sich unser Geist nicht vielmehr das eigene Unvermögen eingestehen, die Möglichkeiten Gottes zu beurteilen? Das wäre Anbetung. „Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt?“ 1 Kor 1,20 Die Torheit der Liebe Gottes ist gar nicht unvernünftig, nur bedingungslos.
Freude, Freude, Freude, Tränen der Freude.....
Wir können es nicht begreifen, aber uns freuen: Dass Gott Mensch wurde, wie der Engel sagte: Immanuel, ein Gott mit uns!
[1] Meinen Gott und Euren Gott. Joh 20,17.
[2] Ruth 1,16.
[3] Joh 17,25.