Das Göttliche Selbstbewusstsein Jesu
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Zum 1700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa. Das antike Nizäa liegt in der heutigen türkischen Stadt İznik (türkische Aussprache: [izˈnik]) in der Provinz Bursa, am östlichen Ende des Askaniersees. Nizäa war Schauplatz wichtiger Ereignisse in der frühen christlichen Geschichte, insbesondere des Konzils von Nizäa im Jahr 325 n. Chr., dessen Glaubensbekenntnis bis heute von absoluter Bedeutung ist.

Wie Romano Guardini richtig meinte, ist es schwierig, eine Psychologie Jesu zu entwerfen, weil seinem Bewusstsein die ontologische Einheit (Einheit im Wesen) mit dem Ewigen Logos (Ewiges WORT; Ewiger SOHN des VATERS) - eine absolute Singularität (Sonderfall; Einzigartig) - zugrunde liegt. Sie kann nur ansatzweise mit psychologischen Erfahrungswerten anderer Menschen, die uns heute vorliegen, verglichen werden (JESUS ist wahrhaft Mensch, in allem – seiner menschlichen Natur nach - uns gleich ausser der Sünde). Auffallend bzw. nicht allgemein menschlich ist auf jeden Fall Jesu Selbstgewissheit, welche die allgemein menschliche Erfahrung der eigenen Irrtumsanfälligkeit und Beschränktheit, wie jeder Mensch (ausser ihm) sie kennt, übersteigt. JESUS hat keine Selbstzweifel und auch keine Unsicherheit in Bezug auf seinen Auftrag, seine Gotteserkenntnis und seine Wahrheitsgewissheit. Sein Urteil ist absolut sicher und musste nie im Nachhinein korrigiert werden. In all diesen Bereichen sprengt Er unsere allgemein menschlichen Kategorien.
Niemand von uns würde behaupten, eine vollkommene Gotteserkenntnis zu besitzen. Wir wissen um unsere eigene Kontingenz, und sie lässt uns in allen Umständen fragen und zweifeln. „Alles ist mir von meinem Vater übergeben. Niemand erkennt den Sohn, nur der Vater und niemand erkennt den Vater nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.“ Mt 11,27. JESUS sieht den VATER (vgl. Joh 5,19). Er kennt IHN im Gegensatz zu uns (vgl. Mt 11,27; Lk 10,22). Er stammt von oben im Gegensatz zu uns (vgl. Joh 8,24). Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben in Person (vgl. Joh 14,6). Er kennt keine Lehrer (vgl. Mk 6,2); verdankt sich niemandem, nimmt keines Menschen Zeugnis an (keine Bestätigung durch andere Menschen; vgl. Joh 5,34), nicht einmal jenes Johannes‘ des Täufers (vgl. 5,33; JESUS bestätigt aber die Wahrheit seines Zeugnisses). Auch das Zeugnis der Dämonen („wir wissen, wer Du bist“ vgl. Mk 1,24) lehnt JESUS kategorisch ab. Spitzenaussagen und verbindliche Klarstellungen beginnt er mit der originellen Redeweise „Amen. Amen. ICH sage Euch!“. Normalerweise eignet sich die Gemeinde durch das «Amen» das Gebet des Priesters an. JESUS wartet solche Bestätigung nicht ab, sondern kommt ihr zuvor, indem Er selbst sein autoritatives Lehren mit der Formel unterstreicht und einleitet: „Amen. Amen. Ich (aber) sage Euch!“ (vgl. Joh 14,12; 16,24). JESUS lehrt mit Vollmacht, was seinem Umfeld auffällt (vgl. Mk 1,27). Er hat Macht über die Dämonen, die er mit einem einzigen Wort austreibt ohne lange Beschwörungen (vgl. Lk 11,14-26). Ihm gehorchen auch die Winde und der See (vgl. Mt 8,27), was bei den Jüngern Entsetzen und Fragen nach seiner wahren Identität auslöst. Wie GOTT (vgl. Jjob 9,8) schreitet Er über die Wogen des Meeres (vgl. Mt 14,22-33; Joh 6,16-21).
JESUS behauptet von Sich: „Der VATER und Ich sind eins!“ (Joh 10,30); „Wie der VATER das Leben in Sich hat, hat Er auch dem SOHN gegeben, das Leben in Sich zu haben!“ (Joh 5,26). Dieses Leben kann JESUS jedem geben, wie Er will (vgl. Totenerweckungen und die Hl. Eucharistie; die Auferweckung am Jüngsten Tag). Er gibt sein eigenes Leben freiwillig hin. Niemand entreisst es Ihm. Denn Er hat die Macht, das Leben hinzugeben und es wieder an sich zu nehmen. (vgl. Joh 10,18).
Das Umfeld Jesu spürt diesen Absolutheitsanspruch Jesu. Er wird seinen Zuhörern zum grossen Ärgernis: „Die Juden antworteten ihm: Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes, sondern wegen Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu GOTT.» (Joh 10,33). Diese grosse Anklage blieb bis zuletzt und hat schliesslich sein Todesurteil besiegelt.
Schon der Zwölfjährige besitzt diese erstaunliche Vertrautheit mit GOTT, dem VATER, die mit ihr verbundene Gewissheit, in dem sein zu müssen, was Seinem VATER gehört (vgl. Lk 2,49). Die Tatsache, dass seine Eltern die Antwort Jesu nicht verstanden ("doch sie verstanden nicht, was Er damit sagen wollte" Lk 2,50) zeigt, dass sein Gottesverhältnis nicht Frucht von Erziehung, religiöser Sozialisation war durch die Eltern und durch das Umfeld Jesu, sondern genuin in seinem eigenen Wesen und in seiner wahren, vom HEILIGEN GEIST beseelten Identität gründete. Dessen war sich der Knabe auf eine naive Weise bewusst. Und Er handelte gemäss dieser Vertrautheit mit dem VATER, dem GOTT Israels, später auch als Mann. Auch in diesem Zusammenhang staunen die Lehrer Israels und alle, die ihm zuhörten über sein Verständnis und seine Antworten (vgl. Lk 2,47), denn ein solches Bewusstsein und die damit verbundene Klarheit des Geistes war ihnen noch nie begegnet (weder in einem Kind noch in einem Erwachsenen). Die Anrede GOTTES als «ABBA» als seine genuine Anrede steht für dieses GOTTESverhältnis Jesu, das die Jünger Jesu in Faszination zurückliess. Sie haben Jesu Anrede GOTTES mit einem Wort aus der Kindersprache nicht auf Griechisch übersetzt, sondern im Originalton belassen sowohl in den Evangelien wie auch in den Apostelbriefen, die Griechisch geschrieben sind. «Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater! (Röm 8,15).
Jesus betont bei vielen Gelegenheiten, dass er "grösser" bzw. "mehr" ist als alle bisherigen alttestamentlichen Grössen und Autoritäten. Ja, Er korrigiert diese ausdrücklich und übersteigt sie:
Grösser als David (vgl. Mt 22,45); mehr als Salomon (Mt 12,42); früher als Abraham, der Ihn prophetisch schaute (vgl. Joh 8,58); mehr als Moses, denn Er korrigiert Moses in seiner Gesetzgebung (vgl. Mt 19,9) und löst den von Moses gestifteten Sinaibund ab durch den Neuen, Ewigen Bund in Seinem eigenen Blut (vgl. Mt 26,28; Lk 22,20; 1 Kor 11,25) Auch sagt Er: «Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.» (Joh 6,32). JESUS vergibt hier auf Erden die Sünden, ein Akt göttlicher Vollmacht, denn nur GOTT kann Sünden vergeben, wie sein Umfeld richtig anmerkt. Vgl. Mt 9,2. JESUS identifiziert seinen Leib als den wahren Tempel, der nicht zerstört werden kann wie sein Vorbild, sondern in drei Tagen wieder aufgebaut werden wird (Auferstehung), um in Ewigkeit zu bleiben (vgl. Joh 2,18-22).
Am erstaunlichsten aber sind die "ICH-BIN" Worte Jesu, durch die Er den Gotteesnamen dirket in Seinen Mund nimmt und auf Sich selbst anwendet. Paradoxerweise benutzt er diese aus dem Alten Testament stammende Selbstoffenbarungsrede GOTTES ausgerechnet für den Hinweis auf den Moment Seines Todes, wo sich Seine göttliche Herrlichkeit am meisten verhüllen wird.
"Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass ICH (es) BIN.» (Joh 8,28). So sagte JESUS auch: «Ehe Abraham war (wurde), BIN ICH.» (Joh 8,58). Diese Formel geht auf die Offenbarung des Gottesnamens zurück im brennenden Dornbusch (vgl. Ex 3,14): «ICH BIN der ICH BIN!» und kehrt bei den Propheten wiederholt zurück als Bezeugung des machtvollen Wirkens GOTTES: «Dann werdet Ihr erkennen, dass «ICH (es) BIN» bzw. dass «ICH der HERR bin». Diese Rede taucht bei den Propheten sehr häufig auf (z.B. Joel 4,17; Jes 49,23; 60,16). Darauf spielt JESUS in Joh 8,28 an: «Dann wirst Du erkennen, dass ICH, der HERR, dein Erretter (Erlöser) BIN.» (Jes 60,16). Auf diese Weise hat vor JESUS nur GOTT gesprochen. JESUS bringt hier seine Gottesbewusstsein zum Ausdruck. Er weiss um seinen eigenen Ursprung in GOTT: «Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von GOTT ist; nur er hat den Vater gesehen.» (Joh 6,46). Die Propheten haben nie im eigenen Namen (Ich aber sage euch), sondern waren immer nur Vermittler eines GOTTESwortes: «Spruch des HERRN» (vgl. Jer 31,1) bzw. «So spricht der HERR.» (vgl. Jes 43,1)
Die Hl. Eucharistie «Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben» (Joh 6,54) ergibt keinen Sinn, wenn JESUS nicht GOTT ist. Nur ein GOTT, der Mensch geworden ist, hat einen Leib, den Er uns hingeben kann, damit wir in Ihm das Leben haben. Und nur ein Mensch, der GOTT ist, darf von sich behaupten, dass Sein Leib eine wahre Speise ist, die ewiges, göttliches Leben vermittelt. Diese Rede war so eindeutig, dass sie von den meisten seiner Jünger, die von diesem Augenblick an Ihm nicht mehr folgten, abgelehnt wurde. Es lag kein Missverständnis vor. JESUS nahm seine Worte auch nicht zurück, sondern stellte auch die Zwölf, die bei ihm stehen blieben, vor die Wahl, zu gehen oder zu bleiben bzw. diese Aussagen zu akzeptieren oder nicht. «Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.» (Joh 6,56). Das kann der HERR nur verwirklichen, weil Er GOTT ist. Es handelt sich nicht um eine symbolische Redeweise.
Vor dem Hohenpriester spricht JESUS die häufigste Selbstbezeichnung («Menschensohn») ein letztes Mal aus mit der Konsequenz seines Todesurteils. Er identifiziert sich mit dem Menschensohn, den Daniel geschaut hat und der als endzeitlicher Richter zur Rechten GOTTES (im Text: des Hochbetagten; das ist GOTT) erhöht wurde (Dan 7,1-289. „Und Er (GOTT) hat ihm (JESUS) Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.“ (Joh 5,26) JESUS selbst bejaht unter der Beschwörung durch den Hohenpriester, die einen Angeklagten unter Gefahr der Selbstverfluchung zur Wahrheit verpflichtet, dieser Menschensohn und endzeitliche Richter zu sein, den der Prophet Daniel geschaut hat: «JESUS aber schwieg. Da sprach der Hohepriester zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebenden GOTT, sag uns: Bist du der Messias, der Sohn GOTTES? JESUS antwortete: Du hast es gesagt. Aber ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels. Da zerriss der Hohepriester seine Gewänder und rief: „Er hat GOTT gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt selbst die Gotteslästerung gehört. Was ist euer Urteil? Sie antworteten: „Er ist schuldig und muss sterben. Dann spuckten sie ihm ins Gesicht und schlugen ihn. Andere ohrfeigten ihn.» (Mt 26,64-67).
Das alles ergibt nur einen Sinn, wenn JESUS GOTT ist, wie das schon die Evangelien und die Apostelbriefe bezeugen: „Niemand hat GOTT je gesehen. Der Einzige, der GOTT ist und am Herzen des VATERS ruht, er hat Kunde gebracht." (Joh 1,18).
«Er war GOTT gleich, hielt aber nicht daran fest, wie GOTT zu sein, sondern er entäusserte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen: er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn GOTT über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: «JESUS CHRISTUS ist der HERR» - zur Ehre GOTTES, des VATERS.» (Phil 2,6-11)
Dies aber kann nur im HEILIGEN GEIST erkannt (und bekannt) werden: „Keiner kann sagen: JESUS ist der HERR!, wenn er nicht aus dem HEILIGEN GEIST redet.“ (1 Kor 12,3). „HERR“ ist in der Hl. Schrift und im Judentum die übliche Bezeichnung für „GOTT“.
Wir sehen also JESUS richtig und in Seiner wahren Identität, wenn wir durch die Optik der Evangelien schauen. Wir müssen uns nicht durch Besserwisser nach 2000 Jahren belehren lassen und nach ihrer Menschenweisheit den historischen JESUS zwischen den Zeilen der Evangelien suchen, aber nicht in den Zeilen. Als würde es einen Widerspruch geben zwischen dem CHRISTUS des Glaubens und des Kerygmas der Kirchen und dem historischen JESUS, seinem Selbstbewusstsein und seiner Verkündigung. Das nizänische Symbolum bzw. Dogma ist die exakte Übersetzung seines göttlichen Bewusstseins und Wesens (wie auch Handelns), wie Evangelien sie uns vorstellen, in ein klares und eindeutiges Glaubensbekenntnis:
«Θεὸν ἐκ Θεοῦ, φῶς ἐκ φωτός, Θεὸν ἀληθινὸν ἐκ Θεοῦ ἀληθινοῦ, γεννηθέντα, οὐ ποιηθέντα, ὁμοούσιον τῷ Πατρί»
„GOTT aus GOTT, Licht aus Licht, wahrer GOTT aus wahrem GOTT, gezeugt, nicht geschaffen (gemacht), eines Wesens mit dem VATER!“
Hundert Jahre nach Nizäa (325) entschied das Konzil von Ephesus (431), dass die selige Jungfrau Maria mit Recht den Titel „Gottesgebärerin“ (thotokos) trägt, denn sie hat den Gottmenschen geboren, JESUS CHRISTUS, der in seiner wahren Identität nicht der Sohn Josephs ist, sondern der EWIGE SOHN des VATERS. Sie hat GOTT geboren (nicht hervorgebracht, denn sie ist Sein Geschöpf). Nimmt man ihr diesen Titel weg, leugnet man die Gottessohnschaft JESU. Dann wäre Maria nur Christusgebärerin (christotokos). Damit landet man wieder bei der alten arianischen Häresie, welche das Gottsein Jesu leugnet. Christologie (die Lehre über JESUS CHRISTUS) und Mariologie (die Lehre über Maria) hängen also zusammen wie die Zahlen in einer Potenz: Nimm die Hochzahl (2) weg und die Potenz von Zehn hoch Zwei ergibt nur noch den Wert 10 statt 100. Dann wäre Jesus blosser, wenn auch ungewöhnlicher Mensch. Das aber ist nicht der Glaube der Kirche, wie sie ihn von Anfang an bezeugt hat.
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