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Abtreibungsfinan-zierung – Marsch für das Leben (CH: für’s Läbe)- Interview

  • BME
  • vor 16 Minuten
  • 4 Min. Lesezeit

Das Schweizer Parlament hat im Rahmen eines Gesetzespakets beschlossen, dass ab 2027 die Krankenkassen (obligatorische Krankenversicherung) die gesamten Kosten für Schwangerschaftsabbrüche übernehmen müssen.  (ohne Franchise und Selbstbehalt wie bisher). Im Jahr 2024 werden 12434 Abtreibungen statistisch ausgewiesen (die bisher höchste Zahl seit Inkrafttreten der Fristenlösung).

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Die Abreibung ist keine hinnehmbare Lösung des Problems der ungewollten Schwangerschaften. Deren Mitfinanzierung wird den Bürgern und Bürgerinnen des Landes, welche die Fristenlösung aus ethischen Gründen ablehnen, durch die Solidargemeinschaft stillschweigend auferlegt. Hier liegt ein Dilemma, das sich auch in anderen Bereichen der Politik ähnlich stellt und meines Erachtens von Fall zu Fall im Gewissen anders entschieden werden muss. Natürlich sind wir durch die allgemeinen Krankenkassenbeiträge nicht für die einzelnen Abtreibungen direkt mitverantwortlich, sondern unterstützen wir damit in erster Linie eine wünschenswerte und bewährte Solidarinstitution. Was diese mit dem Geld im Detail macht, geht uns aber trotzdem etwas an. Ich komme mehr und mehr zur Überzeugung, dass es das Richtige (Solidarität mit den Finanzschwachen) im Falschen (Finanzierung der Tötung unschuldiger Kinder) nicht gibt. Die Tötung der Kinder bis zum dritten Monat ist zwar straffrei, aber nichtsdestoweniger verfassungswidrig. Hier befinden sich Staat und Gesellschaft in einem Selbstwiderspruch. In moralischer Hinsicht ist die Abtreibung darüber hinaus ein schweres, moralisches Übel, religiös gesprochen: eine schwere Sünde. Die Betroffenen gehen durch grosse Gewissenskonflikte, die man ihnen gerne ersparen würde. Die Verantwortung dafür beginnt aber nicht erst im Moment der Schwangerschaft, sondern schon viel früher im eigenen, sexuellen Verhalten. Es greift aber zu kurz, die Frage der Abtreibung allein als Frauenrecht zu thematisieren und dabei das Lebensrecht des Kindes völlig ausser Acht zu lassen wie auch die Rolle und die Rechte bzw. die Mitverantwortung der Väter und des sozialen Umfeldes. Als katholischer Bischof bin ich ein entschiedener Gegner der Fristenlösung. Aber auch nicht-religiöse, naturrechtliche und ethische Argumente führen aus meiner Sicht zum gleichen Ergebnis. Die Folgen der weltweit jährlich über 70 Mio Abtreibungen (potenziert mit den potenziellen Kindern der abgetriebenen Generationen, die nicht geboren werden) treten in unseren Gesellschaften zu Tage. Die massenhafte Tötung ungeborener Kinder ist keine Lösung. Sie ist für alle Involvierten wie auch für ganze Gesellschaften eine schwere Hypothek, eine Lebenswunde, die manchmal erst Jahre später wieder zu schmerzen beginnt. Ich weiss das aus persönlichen Gesprächen. Die katholische Kirche tritt für alle Ungeborenen ein und möchte den durch eine Schwangerschaft sich in Not befindenden Frauen so helfen, dass die Abtreibung für sie keine Option mehr ist. Auch die gesellschaftlichen Anstrengungen sollten in diese Richtung gehen.

 

 

Hier ein aktuelles Interview mit Barbara Ludwig (kath.ch) im Kontext des Marsches für’s Läbe

 

 

Marian Eleganti: «Der ‹Marsch fürs Läbe› ist auch ein Votum für Kinderfreundlichkeit»

 

Barbara Ludwig: Seit dem ersten «Marsch fürs Läbe» 2009 waren Sie jedes Mal dabei. Warum ist Ihnen die Kundgebung so wichtig, dass Sie jedes Jahr präsent sein wollen?

Marian Eleganti: Weil das Anliegen wichtig ist, und weil deshalb die Bischöfe nicht durch Abwesenheit auffallen sollten. Man darf das «Framing» und eine unterstellte Kontaktschuld nicht fürchten. Unter den Teilnehmern sind viele Gläubige, die sich über die Unterstützung freuen und sie erwarten. 

 

Ludwig: Was meinen Sie mit «Framing» und «unterstellter Kontaktschuld»?

Eleganti: Sie wissen doch selbst, wie der «Marsch fürs Läbe» «geframt» wird: Er wird mit religiösem Fundamentalismus, Rechtsradikalismus, Intoleranz, Antifeminismus und anderem mehr in Verbindung gebracht. Sobald Teilnehmer negativ «geframt» werden, schrecken andere Menschen vor der Teilnahme zurück – die sogenannte Kontaktschuld –, weil sie für sich dieses «Framing» – aus ihrer Sicht eine Unterstellung – abwehren wollen.

 

Ludwig: Werden Sie ein Referat halten? Wenn ja, was werden Sie thematisieren?

Eleganti: Das ist immer verschieden. Anfangs habe ich die Grussbotschaft des Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz vorgetragen. Manchmal beantworte ich Fragen oder halte selbst eine kurze Ansprache. Dieses Mal werden mir ein paar Fragen auf dem Podium gestellt. Der Schwangerschaftskonflikt und die Abtreibung haben viele Aspekte, die jedes Jahr unterschiedlich thematisiert und aufgearbeitet werden. Ich passe mich an, falls ich dazu etwas sagen soll.

 

Ludwig: Werden Sie auch ein Gebet sprechen?

Eleganti: Ich leite meistens am Ende der Veranstaltung zum gemeinsamen Gebet des Vaterunsers über und bin gebeten, danach allen Teilnehmern den Segen Gottes mit auf den Weg zu geben.

 

Ludwig: Werden Sie am anschliessenden Bekenntnismarsch teilnehmen?

Eleganti: Ich bin immer mitgelaufen und werde dies auch am Samstag tun.

 

Ludwig: Welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht der jährlich stattfindende Anlass für die Schweiz?

Eleganti: In der Moral gilt die direkte Tötung eines Unschuldigen als ein absolutes No-Go, als eine in sich schlechte Tat, die nie gerechtfertigt werden kann, geschweige denn, dass man sie gesellschaftlich institutionalisiert und moralisch etabliert. Daran muss erinnert werden. Es geht um den Schutz des Kindes und die Betreuung der Frau, nicht um Anklage. Die durchschnittliche Reproduktionsrate in Europa liegt deutlich unter dem Niveau, das zur Erhaltung der Bevölkerung notwendig wäre. Wie bei der Fristenlösung als solcher gilt auch in dieser Hinsicht: Die angebotene Lösung schafft mehr Probleme, als sie zu lösen vorgibt. Der Marsch ist auch ein Votum für Kinderfreundlichkeit.

 

Ludwig: Schafft die Fristenlösung Probleme? Welche zum Beispiel?

Eleganti: Ich sehe hier einmal davon ab, dass eine Abtreibung per se ein grosses moralisches und soziales Problem ist. Dazu kommt, dass in allen Ländern mit ungenügenden Reproduktionsraten für den Weiterbestand der Bevölkerung die fehlenden Generationen durch Immigration kompensiert werden. Die damit verbundenen Probleme sind überall sichtbar. Der Staat sollte daran interessiert sein, dass die Geburtenraten steigen. Die Überalterung einer Bevölkerung ist ein Problem mit vielen Folgeproblemen.

 

Ludwig: Führen Sie die ungenügende Reproduktionsrate also vor allem auf Abtreibungen zurück? Frauen können ja auch verhüten und können deshalb keine Kinder bekommen – und nicht, weil sie schwanger werden und dann einfach abtreiben.

Eleganti:  Das ist richtig. Ich führe ungenügende Reproduktionsraten nicht monokausal auf Abtreibungen zurück. Sie fallen aber weltweit ins Gewicht (Schätzungen der WHO: 73 Mio. jährlich) und sind Ausdruck dafür, dass Kinder von vielen Menschen nicht mehr prioritär als Geschenk, sondern als Belastung und Gefahr für das Wohlergehen gesehen werden.

 
 
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