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Aktuelles

Gedanken zum Fest Allerheiligen / Allerseelen


https://www.kath.net/news/82654


Der Hl. Aloisius von Gonzaga schreibt vor seinem Tod im Abschiedsbrief (1591) an die Mutter: „Erlauchte Frau, habt immer wieder acht und hütet Euch, diese unendlich Liebe Gottes zu verletzen! Das tätet Ihr, wolltet Ihr mich wie einen Toten beklagen, wenn ich vor dem Angesichte Gottes lebe und Euch noch weit mehr als in diesem Leben durch meine Fürbitte in Euren Anliegen helfen kann. Die Trennung dauert nicht lange; im Himmel sehen wir uns wieder. Wir werden gemeinsam mit dem Retter unseres Heils verbunden sein und mit ganzem Wetteifer der Herzen ihn loben, sein Erbarmen auf ewig besingen und die Freuden der Unsterblichkeit geniessen. Er nimmt uns, was Er uns vorher anvertraut hat, um uns an einen Ort mit mehr Freiheit und Sicherheit zu verpflanzen und uns mit den Gütern zu versehen, wie wir sie uns selbst nur wünschen könnten. Das alles habe ich nur gesagt, um der Sehnsucht, die mich gefangen hält, zu gehorchen, damit Ihr, erlauchte Frau, mit der ganzen übrigen Familie meinen Abschied als eine frohe Wohltat anseht und damit Ihr mich mit Eurem mütterlichen Segen begleitet, wenn ich diese Flut überquere hin zu den Ufern, wo all meine Hoffnungen liegen. Ich habe es umso lieber getan, weil mir kein Weg mehr bleibt, auf dem ich deutlicher die Liebe und Ehrfurcht zeigen kann, die ich als Sohn der Mutter schulde.“ Konfrontieren wir diese Zeilen mit einem Text, den der Chefredaktor der Weltwoche Roger Köppel im Tagesanzeiger Magazin vom April 2000 geschrieben hat: „Der Mensch wird nach Beendigung seiner irdischen Existenz unendlich lange tot sein … Man kann verzweifeln angesichts dieser existentiellen Grundtatsache. Wenn das Leben zum Nichts schrumpft, wird jede Sekunde, die wir ungenutzt lassen zu einer verpassten Chance … zu einem weiteren Penalty, der verschossen wurde auf der Suche nach dem Sinn, die angesichts der Ewigkeit ohnehin grotesk anmutet.“ Das entspricht nicht dem persönlichen Credo von Roger Köppel, ist aber die Formulierung der Alternative zum Glauben. Wie unterschiedlich, liebe Leser und Leserinnen, sind doch diese Perspektiven über den Tod hinaus! Während man früher die zuversichtliche Vorstellung von einer Rückkehr in die »ewige Heimat« bei Gott bezeugte, schreiben heute Menschen von ihrer »Auflösung im All«: „Ich habe mich heute verabschiedet, im All ist die Lösung.“ (Todesanzeige). So ganz abfinden mit dem definitiven Ende kann man sich offenbar doch nicht: „Ich bin umgezogen. N.N. 23.10.1950-02.03.2000. Meine neue Adresse lautet: Cimitero Accatolico, Via Gaia Cestio 6, Roma. Über Besuche freue ich mich.” (Grabinschrift). Wem nützen diese Besuche etwas, wenn nicht Lebenden?

Paulus schreibt uns ganz klar: "Das ist der Wille Gottes - eure Heiligung" (1 Thess 4,3). Auch im Alten Testament fordert uns Gott auf, heilig zu sein. Heiligkeit ist also keine Utopie, sondern Programm. "Seid heilig, denn ICH, der HERR, euer Gott, bin heilig" (Lev 19,2). Paulus sagt, dass wir schon „vor Erschaffung der Welt“ erwählt worden sind, „damit wir heilig und untadelig leben vor Gott“ … „zum Lob seiner herrlichen Gnade.“ (Eph 1,4-6). Mit anderen Worten: Unser Leben soll Gott verherrlichen! Auf die Frage, wozu wir auf Erden sind, bekommt man heute keine besonders tiefsinnigen Antworten. Die banalste ist: Um das Leben zu geniessen. Die vorläufig Beste: Um zu lieben! Das Zweite Vatikanische Konzil hat uns deshalb die allgemeine Berufung zur Heiligkeit in Erinnerung gerufen und diesem Gedanken ein ganzen Kapitel (Nr.5) der Kirchen-konstitution Lumen Gentium gewidmet. Eine Relektüre lohnt sich: Wir sollen, wie die Konzilsväter schreiben, so leben, "wie es Heiligen geziemt" (Eph 5,3) und uns mit herzlichem „Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld" bekleiden (Kol 3,12). Denn „so wird die Heiligkeit des Gottesvolkes zu überreicher Frucht anwachsen, wie es die Kirchengeschichte durch das Leben so vieler Heiliger strahlend zeigt.“ (LG 5). Das tut heute der Kirche mehr denn je not. Das Reich Gottes besteht nicht in Klimagerechtigkeit, offenen Grenzen, Diversity und Inclusivity von allem und jedem, auch der Sünde. Im Gegenteil.

Vom Hl. Nikolaus von Flüe wird berichtet: «Als er nämlich zu anderer Zeit, um das Vieh zu besehen, auf die Wiese kam, setzte er sich auf die Erde und begann nach seiner Weise, aus innerstem Herzen zu beten und sich himmlischen Betrachtungen hinzugeben. Plötzlich sah er aus seinem eigenen Munde eine weisse Lilie von wunderbarem Wohlgeruch emporwachsen, bis dass sie den Himmel berührte. Als aber bald darauf das Vieh (aus dessen Ertrag er seine ganze Familie erhielt) vorüberkam und er ein Weilchen den Blick senkte und sein Auge auf ein besonders vortreffliches Pferd heftete, sah er, wie die Lilie aus seinem Munde über jenem Pferd sich niederneigte und von dem Tiere im Vorübergehen ver-schlungen wurde.»

Was bedeutet diese Lilie, die aus dem Inneren des Heiligen Bruder Klaus in den Himmel hineinwuchs und ihren Wohlgeruch verbreitete? Zum Letzteren schreibt der hl. Paulus schreibt an die ersten Christen, dass sie der Wohlgeruch Christi sind in der Welt. Wir sagen deshalb, dass jemand im (Wohl-) Geruch der Heiligkeit gestorben ist. Also heiligmässig gelebt hat und heiligmässig gestorben ist. Heiligkeit besteht in der inneren Ausrichtung auf Gott wie Paulus schreibt: Strebt nach dem, was oben ist! Unser Leben hat also eine ganz klare Ausrichtung: Den Himmel. Himmel ist ein anderes Wort für Gott. Die Lilie wächst nach oben. Wir sollen Gott suchen, nach oben streben, unser ganzes Leben auf Ihn ausrichten, in der Welt, aber nicht von der Welt sein. Mit anderen Worten: Wir streben nach oben und suchen in den flüchtigen Augenblicken dieser Zeit das, was Ewigkeitswert hat. Aber wie der Prophet Kohelet sagt: So flüchtig der Moment auch ist, Gott hat seine Ewigkeit in ihn gelegt. Deshalb müssen wir als Christen ständig auf der Hut sein, dass wir Seinen Wert, die Lilie, im Vorübergehen nicht verlieren durch den Zugriff der Welt (symbolisiert im Pferd) auf unser Innerstes, durch den Verkauf unserer Seele und den Verrat des Glaubens. Die Lilie ist ja auch ein Symbol der Reinheit. Das ungeteilte Herz ist das reine Herz, das in allen Dingen lauter - Gott im Sinn hat. Weil die Dämonen das nicht haben, werden sie unreine Geister genannt in der hl. Schrift. Auch sie setzen alles daran, die Lilie, die in unserem Herzen wächst, zu verschlingen. Und wenn wir aus dem Heiligen Geist herausgefallen sind, was leider häufig der Fall ist, gibt es die Beichte! Sie stellt alles wieder her und gibt allem neues Wachstum: unserer Heiligkeit. Wir werden es in dieser Welt nicht wissen, worin sie für uns persönlich besteht, und wie weit wir es in ihr gebracht haben. Das ist auch nicht wichtig. Jesus sagt uns nur : «Müht Euch mit aller Kraft!».

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